© Manfred Voß
Oder auch,
mein Leben in einer Notunterkunft
hier gibt
es viel zu erzählen......aber fangen wir von
vorne an....
Wir haben als
Kinder dort gewohnt, wo unsere Eltern sich
niedergelassen haben. Logisch ???
Natürlich logisch
...ich wollte auch nur damit sagen, dass wir
als Kinder keine Wahl hatten und immer in
einer Notunterkunft gewohnt haben. Was aus
heutiger Sicht eine verdammt tolle Zeit war
die ich nicht missen möchte. Hier war noch
Zusammenhalt gegeben.
Angefangen hat es
(soweit ich noch Erinnerung habe) auf dem
Giebel in Sonnborn 1958 ? oder so...
hier
standen ein paar Baracken und 2 hohe Häuser
am Anfang, wo der eine oder andere gerne
eingezogen wäre, weil man hier zwei Zimmer
plus Toilette gehabt hätte. Wir wohnten
natürlich in den Baracken. Die hatten auch
zwei kleine Zimmer aber eine
Gemeinschafts-Toilette und die war draußen.
Damals gab es die Autobahn noch nicht und so
gingen wir auch oft über die Straße (alte
B326 - heute A46) bis zur Spielwiese wo
heute die Bayersiedlung steht. Die damals
noch sehr aktive Müllkippe in der Nähe vom
Giebel, war natürlich auch eine Spielwiese
:-) Man,...was haben wir damals tolle Sachen
gefunden. Ihr müsst wissen, das wir kein
Geld hatten und es war auch noch eine Zeit
der Armut. Oder es lag auch daran, das mein
Vater nicht der fleißigste war? Keine
Ahnung, ich war damals ca. 3-4 Jahre alt und
mich kümmerte es nicht. Von dort aus
sind wir zur Bresslauerstraße gezogen......
auch wieder eine
Notunterkunft. Mutter erwartete Nachwuchs
aber die Zimmer wurden nicht größer...so kam
es auch, das wir teilweise im Kinderheim
untergebracht wurden. Das Kinderheim in der
Gräfratherstraße in Vohwinkel war absolut
spitze. Wir kannten ja bis dato nichts
anderes als Armut und kaum was zum Anziehen
und essen. Hier war auch meine Einschulung
..also in der Liegnitzerstr. Wir waren
mittlerweile 6 Kinder und ach ja ...ich war
der Älteste ;-) und es wurde wieder
eine Notunterkunft und diesmal war es der
Klingholzberg
in Oberbarmen.
Wie wir 1963 dort
hinzogen, standen noch die alten Baracken
da. Die Baracken waren die ehemaligen
Pferdeställe und hatten nur 1 Zimmer. Die
meisten haben dieses Zimmer durch einen
Vorhang geteilt so das es Optisch dann zwei
waren. Im hinteren Teil war dann das Bett
zum schlafen.
Aufgrund der enge in
den Zimmern, standen viele Möbel draußen
Und viel Platz zum
spielen war hier auch nicht
Der
Berühmt-Berüchtigte Puppenwagen-Klauer in
seiner Aktion
Die Möbel und Wäsche
draußen, war auch nicht immer einfach
Und 1963 war ein aufregendes Jahr.
Konrad Adenauer
war noch Bundeskanzler bevor der "dicke
mit der Zigarre"
Ludwig Erhard
im Oktober ihn
ablöste. Der Mann des
Wirtschaftswunders.
Und nur
einen Monat später (November 63) wurde
John F. Kennedy
ermordet.
Ich habe hier mal ein
Zitat aus "Leben in Wuppertal"
Die Bautätigkeit wurde
erst in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts durch die Familie Klingholz
eingeleitet. Die
Familie errichtete auf ihrem Gelände am
Rande von Barmen in
den 1880er Jahren erste Barackenunterkünfte
für italienische
Arbeiter, die beim Bau der Rheinischen
Strecke tätig waren, und
für Obdachlose. Die Unterkünfte mussten
wenig später erweitert
werden. Bis die Nationalsozialisten die
inzwischen ausgebaute
Siedlung aufgrund einer vermuteten
Konzentration von politischen
Gegnern räumen ließen, diente die Siedlung
u. a. als Lager für
Kriegsgefangene und Auffangort für geflohene
Ostpreußen des
ersten Weltkriegs sowie für Obdachlose im
Zuge der
Weltwirtschaftskrise. Nach 1945 wurden
zweigeschossige so
genannte Schlichtbauten (Hildburgstraße) für ausgebombte
Großfamilien und
Flüchtlinge errichtet und bildeten bald ein
Siedlungsgefüge. Im
Jahr 1953 führte die Verwaltung der Stadt
Wuppertal Straßennamen
ein. In den nächsten Jahren war der
Klingholzberg weiterhin
Anlaufpunkt für ausländische Arbeitnehmer
und sozial schwache
Bürger. So wurde 1959 der Grundstein für den
Anne-Frank-Hof,
ein Wohnkomplex für 20 kinderreiche
Familien, gelegt.
Aufgrund dieser
Historie verbinden viele Wuppertaler
den Begriff Klingholzberg und Hilgershöhe
mit sozialen
Wohnungsbau und Obdachlosenunterkünften.
Das Stadtgebiet Oberbarmen - Wichlinghausen
wird im Bewusstsein
der Wuppertaler Bevölkerung mit einem sehr
schlechten
Image verbunden, wobei insbesondere die
Gebiete Schwarzbach
und Hilgershöhe (Klingholzberg) zu diesen
negativen Assoziationen
beigetragen haben.
Tja und soll ich euch
mal was sagen? Das war mir als Kind völlig
egal. Selbst heute als Erwachsener Mann sage
ich noch immer....das war eine verdammt
tolle Zeit. Und Asozial ist der, der über
solche Menschen schlechtes denkt und
spricht. Meine Meinung...die meisten können
am wenigsten dafür... und ganz besonders
nicht wir Kinder.
Und vielleicht
interessiert euch auch das hier
http://wilhelm_klingholz.beepworld.de/
Herr
Klingholz, der auch einen netten Eintrag in
meinem Gästebuch hinterlassen hatte,
erforscht seine Ahnen. Und ich bin mir
sicher, dass einer seiner Ahnen, den
Klingholzberg gehörte.
Hier auch noch ein
Artikel bzw. drei Bilder die ihr euch mal
durchlesen solltet.
Getto des Elends
Teil1
Teil2
Teil3
Doch zurück zum K-Berg
Irgendwann in den
60.er Jahren wurden die Baracken
(Pferdeställe) abgerissen und ich war life
dabei. Obwohl es uns verboten wurde, musste
wir einfach zusehen wie die Zimmer wo unsere
Verwandten teilweise wohnten, einfach kaputt
gemacht wurden. Es war aber auch aufregend
zuzusehen wie der Bagger das machte. Wir
kannten doch keinen Bagger...woher auch?
Fernsehgerät gab es auf dem K-.Berg noch nicht und selbst
wenn dann hätten wir keinen gehabt.
Wir Kinder hatten in
den rum liegenden Trümmern gespielt. Ich
hatte mir den Arm gebrochen weil ich von
einem dieser Dächer gesprungen bin. War ja
nicht hoch, so ca. 2 Meter. Aber man das war
super, hatte ja jetzt Gips und konnte meine
Freunde dabei zusehen wie die gesprungen
sind. Es dauerte so ca. 2 Jahre bis die
Stadt endlich auf dem nun freien Platz einen
Spielplatz gebaut hat. Zuerst den unteren
Teil Sportplatz dann oben dieses Holzgerüst
was ein Schiff darstellen sollte und Brücke
und so weiter. Anfangs war es noch toll,
aber die Unfälle der Kinder häuften sich
hier. Mein damaliger Freund hatte sich hier
auch den Arm gebrochen, sah nicht so toll
aus.
Doch der K-Berg
bestand ja nicht nur aus den Baracken
(Pferdeställe) sondern auch aus mehreren
Reihenhäusern ? Wie soll ich das nennen? Also...es war so...
Wir hatten unterhalb
des K-Bergs die Kindergartenstraße (gehörte
aber dazu) und dann kamen mehrere Reihen mit
je 10 Wohneinheiten pro Haus.
Bild:
Kindergartenstraße. Das Haus rechts
steht heute noch.
1959
Bild: Oberhalb
der Pferdestelle Richtung Kindergartenstraße
mit den mehreren Reihen links.
Und 1959
Pferdestelle: im
Hintergrund ist unsere Reihe 5 wo ich
gewohnt hatte. Vergrößerung nächstes Bild.
1959 von der
Pferdeställe aus gesehen, die
Hildburgstraße.
Die Pferdestelle von
der Reihe 7 aus gesehen mit ihren 2
Toiletten-Dusch-Häuschen
Von der
Kindergartenstraße (mitte) aus gesehen
gleicher Standpunkt
nach rechts.
Bild: untere
Reihe 5 (unsere Reihe hinterm Haus) im
Hintergrund noch die Pferdestelle zu sehen.
Bild: unsere Reihe 5 aus
Nord-Ost
rechts Reihe 6
Reihe
5 Süd-West. Im Hintergrund der
Bau des Anne-Frank-Hof und der Hilgershöhe
Hier war noch kein
Bauvorhaben (Hilgershöhe) geplant. 1959
In der
Kindergartenstraße und Hildburgstraße
standen höhere Häuser (2 Etagen) mit mehr Wohneinheiten.
Hildburgstraße
Hildburgstraße oben
hinterm Haus
und 1959> hinten wo
die Bäume zu sehen sind, stehen jetzt die
Häuser der Heinrich-Böll-Str. und gegenüber
dieser Bäume ist etwa die Höhe der
Sonntagsschule. (unteres Bild)
Hildburgstraße oben.
Hinten rechts noch der Laden vom Buntenbeck
zu sehen, und geradeaus sieht man noch die
Stehbierhalle vom Max Pottkamp ;-)
Hier habe ich mal ein Foto vom K-Berg wo
keine Häuser mehr stehen, aber
ich nach meinen Vorstellungen die Häuser
rein gemacht habe
Das Große rote Kreuz
waren die Pferdestelle das kleine wo wir
gewohnt hatten. Wie gesagt, pro Haus 10
Wohneinheiten bzw. pro Reihe 20 das ging
nach Buchstaben... von A - T wir waren
Reihe5 G . Eine Reihe waren zwei Häuser die
durch einen Weg geteilt waren. Wenn
ich das mal alles Grob schätzen darf, dann
waren wir eine Familie von ca. 400
Erwachsenen plus Kinder. Groß ne? ;-)
Und da habe ich doch
noch ein Foto gefunden von 1945 wo der
K-Berg zu sehen ist.
Und einen Stadtplan
von 1934-36
Es war einfach Toll
auf dem Klingholzberg. 1963 ich war noch
keine 8 Jahre alt, sind wir dort hingezogen
und ich habe mich erstmals so richtig wohl
gefühlt. Wir hatten nun zwei Zimmer und den
"Oller" also Speicher. Ich selber hatte mir
den Keller wohnlich gemacht, denn auf dem
Oller war es voll. Beate, Silvia Dieter und
Dirk und das war voll... aber egal, so hatte
ich mein eigenes Reich. Und eigentlich
hatten wir auch zu essen... eigentlich. Das
heißt, wenn wir kein Geld hatten, was sehr
oft war, dann musste einer der Kinder mit
einem Zettel zum Buntenbeck und pumpen fragen.
(meistens ich )
Damals ging das noch, auch Zigaretten.
Freitags war Lohntütenball und dann wurde
auch immer alles beglichen, aber nun hatten
wir wieder kein Geld ;-) Also
alles wieder von vorne.
Die Winter auf dem
K.-Berg waren hart. Besonders auf dem Oller
( Speicher) weil man da auch nicht heizen
konnte. Wir hatten nur einen Kohleofen und
der stand im Wohnzimmer und selbst dafür
hatten wir kaum Kohle. Und wenn es dann
Weihnachten wurde, mussten wir raus um Fotos
zu machen von unseren neuen Sachen die wir
bekommen hatten.
30.12.1969
Das war mal was
anderes, als die alten Sachen vergangener
Jahre, da hat es sich gelohnt ein Foto zu
machen. Und wie man hier schön im
Hintergrund sieht, selbst im Winter hängt
die Wäsche draußen, denn Pflege wurde hier
groß geschrieben, und viele besaßen nicht
viel mehr als gute Wäsche.
Bild 12/1967
Hier hat Dirk wohl
einen neuen Anorak bekommen?. Sieht aber so
aus, als würde er noch an den Beinen frieren
:-)))) Wie gesagt, die Winter auf dem
K-Berg waren hart. Der Oller (Speicher) wo
alle geschlafen haben, hatte keine Dämmung.
Das blanke Dach war zu sehen. Und bei mir im
Keller war es nicht anders. Die eine oder
andere Maus war erfroren.
Ich hielt meinen
Körper mit Tanzen warm. Bin hier und da am
WE tanzen gewesen mit den bis dahin
schönsten Frauen.
Bild 1971
27.07.1967
Im Sommer hatte man es
sich auf der gegenüberliegenden Wiese
gemütlich gemacht. Hier sind meine
Geschwister Von hinten links.. Silvia, Beate
(Mutter Mitte) Dirk und Diana
Und was waren wir im
Sommer immer lange draußen...boh.... Die
Erwachsenen saßen im Sommer immer vor der
Türe. Man hatte sich Stuhl und Tisch
rausgestellt und Nachbarn kamen vorbei und
es wurde gegessen getrunken gequatscht hihi
und wir waren die Nutznießer als Kinder. So
konnten wir auch länger draußen bleiben.
Für Kinder war es
einfach super hier zu sein, und vor allem
"Sicher" !! Besonders nach der Bekanntgabe
der Kinder-Morde von
Jürgen Bartsch
1965 und 1966.
Und wer erinnert sich noch an den Fall:
Ilona Harke?
Das Mädchen wurde
ermordet.
Wir Kinder sind
Natürlich auch außerhalb des K-Berg gewesen.
Wie Oft sind wir im Langerfelder Wald
gewesen und haben uns mal so richtig
ausgetobt an den 3 Teichen. Auch fanden hier
die ersten Knutsch-Versuche mit den Mädchen
statt, denn auf dem K-Berg durften wir das
nicht. Wir waren ja erst 10-12 Jahre alt.
Ansonsten waren wir Kinder auch nicht gut
angesehen wenn wir nach Oberbarmen gegangen
sind. Viele kannten uns ja schon und machten
einen Bogen um uns. Manchmal wurde auch
hinter uns hergerufen. Das Beste war aber,
wenn wir nicht alleine unterwegs waren. Dann
traute sich das keiner. Mit der Zeit war es
dann aber so, dass man gefallen daran bekam
nicht alleine zu gehen. Das
Selbstbewusstsein eines Kindes stieg hier
enorm und im laufe der Jahre wuchs es auch
gewaltig. Wir hatten uns wohl mit den
Gegebenheiten angefreundet?!
Was wir auch noch
konnten war, richtig zu spielen mit Puppen
bei den Mädchen und Autos bei den Jungen.
Wir hatten noch eine richtige Kindheit und
nicht so wie die Kinder von heute. Stellt
euch nur mal ein Leben ohne Handy vor! Das
gab es überhaupt noch nicht. Wir hatten
nicht mal ein normales Telefon. Wenn mal was
passierte, dann lief einer zum
Verwaltungshaus um zu Telefonieren. Und wenn
der mal nicht da war, dann lief man eben bis
zum Münztelefon. So war das damals. Um die
Gegend zu erkunden, gingen wir einfach raus.
Denn GoogleMaps gab es nicht. Es gab
überhaupt noch kein Internet. Klingt jetzt
vielleicht hart, aber war richtig toll. Wir
sind also nicht zu Hause versauert, wir
haben unsere Kindheit gelebt.
Wir waren
Arm aber Glücklich... und für 10 Pfennig
haben wir uns beim Pottkamp noch 10 Bonbons
gekauft. Da wo der Pottkamp war (Kiosk) ging
dann später der Kumpmann mit seiner
Pommesbude rein. Und wer erinnert sich noch
an unserem Eismann? Richtig, das war der
Pillgramm. Hier haben wir noch für 10
Pfennig ein Eis bekommen.
Bild links und rechts:
Juni 1964
Hier seht ihr meinen
Bruder mit Löchern in der Strumpfhose
links... diese Sachen hatte ich 1 Jahr zuvor
getragen. Das war aber normal, das Sachen
weiter getragen wurden. Selbst die vom
Nachbarn wenn die selber nicht mehr passten.
Warum auch nicht, die Zeiten waren hart.
In den Sommermonaten
ging es zur Mählersbeck für DM 1,50
(Freibad) und es war auch noch möglich, wie
hier auf dem Bild zu erkennen...
23.06.1964
eine nackte Fott zu
zeigen. Wie hier mein Bruder Dirk. Links
Silvia rechts Dieter.
23.06.1964
Meine Anfänge im
großen Becken. Hier habe ich schwimmen
gelernt.
27.07.1967
Dirk
und Manfred
Damals stand hier noch
dieses Reck und über dem Wasserbecken waren
noch diese alten Lampen. Man kann sagen das
fast der gesamte K-Berg im Sommer hier war.
Es war aber auch
deshalb so toll auf dem K-Berg, das alle die
hier gewohnt hatten, eine Riesen große
Familie war. Nicht Verwandtschaftlich
gemeint... Hier konnte ich gehen wohin ich
wollte, ich war überall zu Hause. Man hatte
hier noch Brot und Butter geteilt, auch wenn
sonst was fehlte hieß es... geh mal zu
Tante...und frag.
Meine Grundschule in
der Bornscheuerstraße ging hier noch 2 Jahre
weiter. Der Klingholzberg war damals
verrufen und so blöde das auch klingt... die
Kinder vom Klingholzberg wurden fast alle
auf einer Sonderschule verwiesen. Eine
schlimme Zeit was das betraf. Man wollte
sich nicht mit "asozialen" Kindern abgeben.
Die sind Arm und die sind auch blöde!? Trotz
bestandener Tests wurden wir abgeschoben.
Wieder waren wir allein auf uns gestellt.
Tja so war es leider damals auf dem K-Berg.
Es gab aber auch
Zeiten, (Momente) die ich gerne vergessen
würde. In so einer großen Familie gab es
natürlich auch Reibereien. Es war nicht
immer alles Friede, Freude Eierkuchen. Viele
Besucher die auf dem K-Berg wollten, trauten
sich ( manchmal zu Recht nicht ), den K-Berg
zu betreten. Es gab Gewalttätige
Auseinandersetzungen. Insbesondere für
Fremde. Was ich sehr bedauerlich fand. Denn
gerade wir Kinder freuten uns immer auf
Besucher, die bringen meistens was mit. Wir
Kinder waren mal wieder die Elendstropfen
eines großen Vermoderten Teiches. Nix im
Magen und unser essen wurde auch noch
verkloppt. Jeder war sich selbst der nächste
was den Hunger betraf. Es war nicht
selten, dass ich schimmeliges Brot
gegessen habe. Und wenn man das Brot sauber
abgewaschen hat, schmeckte es gar nicht mal so schlecht.
Man sollte auch Niemals die Wichtigkeit von
Essensresten unterschätzen. ;-)
Getrunken wurde
natürlich auch auf dem K-Berg und das gar
nicht mal so wenig. Einen Grund für
Irgendwelche Feierlichkeiten gab es ja fast
jedes Wochenende. War ja auch Lohntütenball
:-) Oh man, wie oft war auch am WE die
Polizei auf dem K-Berg? Nur irgendwann im
Laufe der Zeit trauten die sich auch nicht
mehr den K-Berg zu betreten. Selbst die,
wurden auch schon vermöbelt wenn die nur mit
2 Mann da waren. Bei einem größeren Einsatz
der Polizei hat dann niemand etwas
beobachtet ?! Ich bin nicht Stolz darauf
dieses hier zu schreiben, aber so war es nun
mal. Man ist eine Familie und die hält
zusammen.
Im Großen und Ganzen
muss man sagen, dass wir eigentlich nur
Leben wollten wie die anderen außerhalb des
K-Berg. Wir Kinder wollten nur Satt und
nicht durstig sein, was aber leider nicht
immer möglich war.
Zum Herbst hin kam
immer ein Bauer auf dem K-Berg und holte
sich ein paar Kinder zum Kartoffel-Lesen.
Und das war wieder ein Moment wo wir essen
hatten (auch arbeit) und wir bekamen auch
noch Geld!! Am Ende des Tages hieß es dann,
5 Mark für jeden der dabei war. Das Geld
haben wir (ich) natürlich der Mutter
gegeben. Die brauchte es dringender, ich
hatte ja schon gegessen.
Ich wurde so langsam
Erwachsen und musste Geld verdienen, meine
Geschwister waren noch nicht so richtig satt.
Aber finde mal eine Arbeit wenn du vom
K-Berg kommst. Meine Schule war vor den
Großen Ferien zu Ende und ich war auch nur 1
Woche zu Hause bis eine gute Freundin
(Carmen) kam und sagte, wenn du willst ich
hätte da Arbeit für dich. Da wo ich
arbeite...
So ging ich normal
arbeiten, ohne Lehre, denn meine Mutter
(mittlerweile geschieden) brauchte das Geld.
Ich bekam damals noch meinen Lohn in der
Wöchentlichen Tüte. Jeden Freitag. Von den
80 Mark die immer
drinnen waren, durfte ich 20 Mark behalten,
mein erstes Geld. War das geil....
Ich arbeitete in W.- Langerfeld (5 Jahre)
bei Carl Wilhelm Cleff. Ich hatte
damals einen Stundenlohn von 2.80 DM (
€1.40 ) klingt wenig aber zum damaligen
Zeitpunkt war es viel Geld.
Das Ende der
Notunterkunft Klingholzberg
Nun kommt ein
trauriger Absatz dieses Kapitels. Ich
glaube, wenn damals nicht die große
Explosion auf dem Klingholzberg gewesen wäre
(07.12.1970 es gab leider auch Tote) wären
viele länger geblieben. Die Armut trieb
einen Familienvater (in unserer Reihe) dazu,
die vorhandene Gasuhr im Keller mit einem
Fahrradschlauch zu überbrücken. An dieser
Wohnung in unserer Reihe musste ich jeden
morgen im Laufschritt vorbei, weil ich
Grundsätzlich jeden morgen verschlafe habe,
(Explosionsort siehe Foto oben vom K-Berg)
und wie ich gerade um die Ecke rechts
gelaufen bin, an der unteren Reihe
(Kindergartenstraße) vorbei, färbte sich der
Himmel aber ich hörte nichts!! Nach einer
kurzen Verwunderung lief ich weiter um
meinen Bus nicht zu verpassen. Wie ich
wieder von der Arbeit nach Hause kam, fehlte
in unserem Nachbarhaus das Mittelstück. Oh
man....Sch.... es sah aus als wäre der Krieg
ausgebrochen, alles zerstört... Polizei,
Krankenwagen, Feuerwehr und Kamerateams
waren alle vertreten. Wie ich später
erfahren habe, hatte die Tochter des
Familienvaters (Hoch Schwanger und
verstorben) das Licht einschalten wollen und
dann war's passiert. 10 Sekunden früher (war
ja im Laufschritt) und mich hätte es
erwischt.
Diese Bilder habe
ich mit freundlicher Unterstützung von
Hartmut bekommen. Vielen dank dafür.
Für die
Öffentlichkeit, insbesondere die Stadt
Wuppertal war dies ein Anlass den K-Berg
platt zu machen. Vielleicht auch zurecht??
Ich weiß es nicht, wie gesagt, wir waren
Kinder!!
Ich habe als Teenager
geweint als es hieß, wir ziehen weg vom
Klingholzberg. Aber meine Freunde sind doch
alle noch hier und meine Verwandten
teilweise auch, warum? Ich verstand es
nicht, doch es wurde mir später klar. Es war
in aller Munde, dass der Klingholzberg
abgerissen werden sollte bzw. das Grundstück
verkauft wurde. Und angeblich hatte die Post
das Grundstück gekauft und wolle es selber
nutzen. Dieses Gerücht wurde von Seiten der
Stadt Wuppertal absichtlich gesetzt, um
schon mal einige Bewohner zu verunsichern,
damit sie sich vom Acker machen. Denn rund
40 Jahre ist mit diesem Grundstück nichts
passiert.
Der Klingholzberg
wurde abgerissen. Ich glaube es war 1974 -
75 ? und die meisten zogen dann zur
Hilgershöhe aber viele haben auch den
Absprung aus der Notunterkunft geschafft und
sind einfach nur weggezogen. So wie wir...
Aber der Klingholzberg bleibt in meinen
Erinnerungen als eine gute und schöne
Kinderzeit, (10 Jahre) die ich dort erleben
durfte und auch nicht missen möchte.
2015 wurde auch ein
kleines Büchlein über den K,-Berg gemacht.
An dieser Stelle meinen Dank
an Christiane Gibiec, Sabine Münch und allen beteiligten.
Auch habe ich von
Prof.F.Seibel private Unterlagen
bekommen, (vielen Dank dafür) die sehr Interessant sind. Klickt auf den Link
und wer erkennt sich
noch auf diesen Fotos wieder??
Und die Jungs vom
Klingholzberg Anfang der 60er
Namen, die
in Erinnerung blieben...
Bayer,-Bäcker,-Berkenbusch,-Bongartz,-Borgschulte,-Braukmann,-Breuer,-Busby,-Butz,-Bourley,-Bürger,--Büser
-
Helsberg,-Clausdorff,-Davvos,-Diekmann,-Diels,-Dietz,-Ernenputsch,-Eschweiler,- |
Erbe,-Eska,-Flehinghaus.-Frömken,-Funke,-Gerds,-Gerhards,-Glages,-Greitemann,-Gottschalk,-Harke,-Hartwig,-Hartmann,-Hofmann,-Hoffe,-Hülsberg,-Jahnke,-Jasper,-Japelie,-Junker,- |
Kielhorn,-Kirchner,-Kissler,-Koch,-Kohler,-Kohlhage,-Küster,-Krah,-Landmesser,-Lange,-Land,-Lauer,-Lorenz,-Loose,-Lossau,-Lutz,-Malinowski,-Mareien,-Martini,-Mertins,-Müller,-Münch,-Nachtsheim,-Nolte,- |
Oberdraing,-Ohl,-Pottgiesser,-Puschinsky,-Rautzenberg,-Rüb,-Samus,-Schäfer,-Schmale,-Schmitz,-Schwaiger,-Schoth,-Schulte,-Schüler,-Solbach,-Sydows,-Tuett,-Tretschok,-Übergönner,-Uckermann,-Voß,- |
Waldschmidt,-Walter,-Walterscheid,-Weber,-Weifenbach,-Weinberger.-Wessel,-Wichelhaus,-Wilmes.-Wohlgemut,-Wonesch,-Wupperfeld |
Fehlt noch ein Name ? Dann danke ich für
eine Info
Wer auf dem
Apachen-Hügel gewohnt hat, ist ein
Wupperindianer
Ein kleines Video
Winterliche Erinnerungen auf dem
Klingholzberg
Noch mehr Bilder
( Westerwald und Stadtmission )
hier eine kleine Broschüre
Vergessene Orte in
Wuppertal
Wir zogen nach
Wuppertal-Vohwinkel. 1973
Diesmal aber keine
Notunterkunft. Hier war alles anders. Keine
Familie.. keine Tante die mal eben was borgen
konnte... eben anders wenn ihr versteht was
ich meine? Alles war Fremd. Und
Nachbarn!?..ob die überhaupt wussten, dass
wir da waren? Man versuchte zwar etwas
gleiches aufzubauen wie auf dem K-Berg aber
mit verdutzten Blicken kam auch ich nicht
zurecht. Ich war ja nun auch Erwachsen...zarte 18 Jahre alt ;-) man
wo ist die Zeit geblieben?
Ich habe hier den Führerschein gemacht am 12.12.73 den ich
auch dringend brauchte, denn ich war noch immer in Langerfeld am arbeiten. Mit
dem Zug und Bus war ich immer 1 Stunde unterwegs.
Meine Bundeswehrzeit
habe ich auch von hier gestartet. Ich war
zuerst in Ahlen/Westf. und später dann in
Bremen Schwanewede. War eine Lehrreiche
Zeit. (vom 02.01.1975 - 31.03.1976 )
1984 hat es mich aber
dann völlig nach Vohwinkel zerschlagen. Ich
habe hier einige Lehrgänge (Kaufmann)
gemacht, und wir haben uns hier ein kleines
Häuschen gekauft und fühlen uns Pudelwohl.
Im großen und ganzen
habe ich fast alles erzählt...aber
vielleicht fällt mir noch was ein? Sollte
jemand fragen haben, dann fragt ruhig. Und
wenn ihr noch Bilder habt vom K-Berg und ich
diese Veröffentlichen darf, würde ich mich
freuen von euch zu hören.
Anmerkung:
Ich stelle hier nicht meine Familie vor,
sondern nur Augenblicke die in einer
Notunterkunft teilweise Bildlich
festgehalten wurde. Auch möchte ich nichts Verschönigen was eine Notunterkunft
betrifft. Ich kann mir heute vorstellen, dass
es als Erwachsener bestimmt nicht einfach
war, viele Kinder und kein Geld zu haben.
Aus diesem Grunde geht meine vollste
Hochachtung und meinen größten Respekt, an
meine Mutter.
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